HR-Reporting & People Analytics
Von Bauchgefühl zu Datenkultur
Viele Personalabteilungen entscheiden noch immer aus Erfahrung, Instinkt und Menschenkenntnis. Das ist nicht falsch – im Gegenteil. Nur: In einer Arbeitswelt, die immer komplexer wird, reicht Bauchgefühl allein nicht mehr.
Ob Recruiting, Bindung oder Entwicklung – Entscheidungen müssen heute auf belastbaren Daten basieren.
Nicht, um Menschen in Tabellen zu pressen, sondern um bessere, fundiertere und fairere Entscheidungen zu treffen.
HR-Reporting ist dabei kein Selbstzweck. Es ist die Übersetzung von HR-Arbeit in eine Sprache, die Geschäftsführungen verstehen: Zahlen, Wirkung, Zusammenhänge.
Warum Zahlen in HR plötzlich Chefsache sind
Spätestens seit der CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) ist klar:
Zahlen aus HR gehören künftig in den offiziellen Nachhaltigkeitsbericht – prüfbar, nachvollziehbar, strategisch relevant.
Das ändert alles.
Was früher „Nice-to-have“ war, wird jetzt Unternehmenspflicht und Führungsaufgabe.
Doch: Reporting bedeutet nicht Kontrolle.
Es geht nicht darum, Mitarbeitende zu messen – sondern Zusammenhänge sichtbar zu machen.
Zahlen zeigen, wo Kultur wirkt und wo sie bremst.
Was HR-Reporting heute leisten muss
Ein modernes HR-Reporting beantwortet keine rückwärtsgewandten Fragen („Wie viele haben gekündigt?“), sondern zukunftsorientierte:
- Warum bleiben Menschen?
- Welche Teams performen stabil?
- Wo entstehen Risiken, bevor sie eskalieren?
Reporting beschreibt, was passiert ist.
People Analytics hilft zu verstehen, warum es passiert ist – und was man daraus lernen kann.
Das Ziel ist also nicht, HR zu kontrollieren, sondern sie steuerungsfähig zu machen.


Nicht jedes KMU braucht ein Data Warehouse oder ein BI-Team.
Aber jedes Unternehmen kann mit einigen wenigen, gut gewählten Kennzahlen beginnen:
🔹 Recruiting
- Time to Hire: Wie schnell besetzen wir offene Stellen?
- Cost per Hire: Wie teuer ist eine erfolgreiche Besetzung wirklich?
- Candidate Experience Index: Wie positiv erleben Bewerbende unseren Prozess?
🔹 Mitarbeiterbindung
- Fluktuationsquote: Wie viele Mitarbeitende verlassen uns freiwillig?
- Retention Rate: Wie lange bleiben unsere Schlüsselkräfte?
- Verweildauer im Unternehmen: Ein unterschätzter Stabilitätsindikator.
🔹 Entwicklung & Lernen
- Trainingsstunden pro Kopf: Investieren wir genug in Weiterbildung?
- Interne Wechselquote: Wie viele Positionen werden intern besetzt?
🔹 Gesundheit & Wellbeing
- Fehlzeitenquote: Frühindikator für Belastung und Klima.
- Burnout- oder Stressindikatoren: (z. B. durch Pulse-Checks oder Krankmeldungen)
🔹 Diversity & Inclusion
- Gender Ratio: Wie ausgeglichen sind unsere Teams?
- Gender Pay Gap: Wo besteht Handlungsbedarf?
💡 Mein Tipp:
Eine Kennzahl ist nur dann wertvoll, wenn sie verstanden und diskutiert wird – und am Ende zu einer Handlung führt.
Wie man startet – auch ohne große Systeme
Man braucht keine Millionenbudgets, um ein Reporting aufzubauen.
Was man braucht, ist Struktur, Konsequenz und Klarheit.
Kleine Unternehmen können mit Bordmitteln beginnen:
- Airtable oder Baserow für Datenmanagement
- Google Data Studio oder Power BI für Visualisierung
- n8n oder Make.com für Automatisierungen
Der Ablauf ist überall gleich:
- Daten erheben
- Bereinigen und standardisieren
- Visualisieren
- Ableiten und handeln
Wichtig ist, dass HR die Daten behält, interpretiert und erklärt – nicht das Controlling.
Von Datenmisstrauen zu Datenreife
Viele HR-Teams tun sich mit Zahlen schwer.
„Wir sind Menschenversteher, keine Statistiker“, höre ich oft.
Aber: Daten entmenschlichen nicht – sie geben Orientierung.
People Analytics ist keine Kontrolle von Menschen,
sondern ein Weg, sie besser zu verstehen.
Eine gesunde Datenkultur entsteht, wenn:
- Kennzahlen transparent definiert werden
- Ergebnisse offen kommuniziert werden
- Führungskräfte lernen, Daten als Gesprächsbasis zu nutzen – nicht als Urteil
Wer das schafft, erlebt etwas Spannendes:
Plötzlich wird HR messbar, sichtbar, relevant.
Fazit – Der Weg von der Zahl zur Wirkung
HR-Reporting ist kein Excel-Job. Es ist ein strategisches Führungsinstrument.
CSRD macht Zahlen zur Pflicht. People Analytics macht sie zum Hebel.
Denn: Zahlen sind keine Bedrohung für die Menschlichkeit –
sie sind der Kompass, der uns hilft, bessere Entscheidungen für Menschen zu treffen.
Mein Appell:
„Wir müssen aufhören, Zahlen als Kontrolle zu sehen.
Sie sind unser Navigationssystem – für Kultur, Vertrauen und Wirkung.“
📚 Quellen
Quellen & weiterführende Informationen
- Deloitte Human Capital Trends (2024): From Insight to Impact – The Power of People Analytics.
2024 Global Human Capital Trends | Deloitte Insights
- Statistisches Bundesamt (2024): Gender Pay Gap in Deutschland bei 16 %.
Gender Pay Gap sinkt 2024 im Vergleich zum Vorjahr von 18 % auf 16 % – Statistisches Bundesamt.
- LinkedIn Global Talent Trends (2023): Data-Driven HR and the Role of Analytics
Global Talent Trends | LinkedIn Talent Solutions
- World Economic Forum (2023): Future of Jobs Report – Datenkompetenz als HR-Kernfähigkeit.
The Future of Jobs Report 2023 | World Economic Forum


